Kompositionen aus den Jahren 1990-1995
Durch die Gründung des »Zentrum für Elektronische Musik e.V. Freiburg« (ZeM) entstand ab 1989 eine Vereinigung von Produzenten elektronischer Musik. Dies bedeutete kreative Auseinandersetzung mit Produktionsweisen und fruchtbare Diskussionen über ästhetische Ansichten. Die damals zahlreichen Möglichkeiten, an unterschiedlichen Orten in und um Freiburg, eigene Kompositionen öffentlich präsentieren zu können, bot dabei einen unschätzbaren Rahmen.
Die von ZeM nun bereit gestellte Möglichkeit, die Stücke aus dieser »Gründerzeit« zu archivieren und präsentieren zu können, sei hier dankenswerterweise aufgenommen. Nachfolgende Produktionen sind damals mit einem DAT-Recorder aufgenommen worden und wurden nachträglich digitalisiert. Ein leichtes Grundrauschen, das bei manchen der zahlreichen leisen Passagen zu vernehmen ist, zeugt von einer gewissen »historischen Patina«.
Meatus acusticus (1992) (7:40 min.)
»Meatus acusticus« ist der musikalische Vorläufer der »Glocken von St. Niklaaskerk«. Das Stück wurde als Video-Musik konzipiert. Visuelles wie akustisches Vorbild war der menschliche »Meatus acusticus externus« – der äußere Gehörgang, der die Verbindung des Trommelfells zur Umgebung bildet.
Drei Strukturen, Duo und Solo (1993)
Variationen über Frequenzmodulierte Klänge in unterschiedlichen Konstellationen.
I. Struktur 1-2-8 (3:16 min.)
II. Duo 3-4 (2:20 min.)
III. Struktur 7-5-2 (2:07 min.)
IV. Strukturen 6-3-4 und 7-5-8 (5:51 min.)
V. Solo-I (3:55 min.)
Ohne Titel (1992) (20:47 min.)
»Ohne Titel« wurde mit Max/MSP und einem DX7-II Synthesizer programmiert und realisiert. Das Material bis Minute 12:00 diente als Grundlage für die »three interludes« der »previous-compositions«; durch Verdichtung, Neukombination und Übereinanderschichtung wurden die hier sukzessiv aufeinanderfolgenden Teilabschnitte komprimiert. Das Material ab Minute 12:00 wurde hierfür nicht weiter verwendet.
Hebung-Senkung (1992) (10:28 min.)
»Hebung-Senkung« ist die erste Version des Stückes, das 1992 − für eine mit einem Kompositionspreis ausgezeichnete Aufführung in Braunschweig – zu »HSUD 274« umbenannt und geringfügig verändert wurde. Innerhalb der »previous-compositions« wurde eine dritte Version realisiert, die umfangreichere Erweiterungen enthält.
Bei der Wiedergabe des Stückes sollte darauf geachtet werden, dass die vorherrschenden Frequenzen im Subbass-Bereich sich nicht negativ auf die Lautsprecher auswirkt.
NGC 2112 (1994) (52:42 min.)
»NGC 2112« ist die klanglich – rhythmische Elevation eines Sternennebels
1079E1079 (1995) (18:39 min.)
»1079E1079« basiert auf dem »Canon a2«, ein Bestandteil der »Canones diversi super thema regium« aus dem »Musikalischen Opfer« BWV 1079 von Johann Sebastian Bach. Das Thema des Kanons muss vorwärts und rückwärts (also im Krebsgang) gespielt werden, der zweite Teil des Themas fungiert als Kontrapunkt zum ersten Teil. Der komplette Kanon klingt am Anfang an und wird am Ende in der Originalgestalt präsentiert.
Das Thema wird – z.T. extrem – diminuiert und augmentiert (so erklingt der komplette Kanon über die gesamte Dauer des Stückes gestreckt), in einzelne Bestandteile zerglegt, teilweise wird die Sukzessivität der Tonfolgen aufgelöst und zu Ornamenten verarbeitet. Die übereinander geschichteten Stimmen werden auf mehrere Klangebenen verteilt.
for heavens shake I-III (1992) (13:27 min.)
»for heavens shake I-III« ist die Zusammenfassung einer Klanginstallation (in der Originalfassung und einer Bearbeitung von 2021 ebenfalls veröffentlicht), die am 4. April 1992 in der Aula der Pädagogischen Hochschule in Freiburg erklang. Die drei sukzessiv folgenden Teile wurde hierfür übereinander geschichtet. Klanglich basiert das Stück auf einem »chicken shake« und einem »Windspiel«. Die Samples wurden mit dem legendären Sampler Yamaha TX16W und dessen digitaler Filter bearbeitet. Aufgrund ihrer 12bit-Technologie produzierten diese Filter digitale Artefakte (in Form charakteristischer Rauschfahnen beim Ausklingen der Samples), die der Klangstruktur des Stückes inhärent sind.